Aktives Erwartungs- und Konfliktmanagement ist im Personenschutz für exponierte und gefährdete Familien ein zentraler Erfolgsfaktor. Denn in einer von Respekt, Akzeptanz und Transparenz geprägten Arbeitsatmosphäre gelingt es viel besser, Schutzziele zu erreichen und das Sicherheitsniveau zu erhöhen. Nur, wer sich aus psychologischer Perspektive mit den typischen Konfliktkonstellationen auseinandergesetzt und seine Reaktion darauf professionell trainiert hat, kann den Vorteil tatsächlich nutzen.
Problemskizze:
1. Milieu-Bruch
In der Regel wird man im Personenschutz für Familien tätig, deren Mitglieder einer privilegierten Oberschicht entstammen, und – sozusagen von Hause aus – einen relativ hohen Erwartungshorizont aufgebaut haben.
2. Übertragung und Gegenübertragung
Wir werden regelmäßig damit konfrontiert, dass unbewusste und unerfüllte Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen der Schutzpersonen mit unseren eigenen Erwartungen und Phantasien darüber, was wir tun oder lassen sollten, eine innere Beziehung eingehen. Unter Stress und Bedrohung werden diese unbewussten Mechanismen besonders schnell aktiviert. Und gerade Personenschützer sind mitunter archaischen Sehnsüchten und Erwartungen ausgesetzt, denn Sicherheit und Geborgenheit stellen Urbedürfnisse dar, deren Befriedigung delegiert und mit starken Idealbildern verknüpft wird. Unterbewusst will man im Personenschützer eben auch den archetypischen Krieger und Heilsbringer erkennen!
3. Wechselnde soziale Kontexte
Von den zu schützenden Familienmitgliedern steht jeder für sich in wechselnden sozialen Umgebungen (Schule, Sportverein, Beruf) und wird dort zwangsläufig normativ beeinflusst. Das reflektiert selbstverständlich auch auf Rollenerwartungen an den Personenschützer. In einem Spannungsfeld derartig vielfältiger und komplizierter psychologischer und soziologischer Prozesse steigt die Wahrscheinlichkeit der Frustration für beide Seiten enorm.