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01.02.2014 ・ Impulse

Familienmitglied auf Zeit

Fachartikel von Oliver Graf und Dr. Pantaleon Fassbender: SECURITY INSIGHT 2/14

Aktives Erwartungs- und Konfliktmanagement ist im Personenschutz für exponierte und gefährdete Familien ein zentraler Erfolgsfaktor. Denn in einer von Respekt, Akzeptanz und Transparenz geprägten Arbeitsatmosphäre gelingt es viel besser, Schutzziele zu erreichen und das Sicherheitsniveau zu erhöhen. Nur, wer sich aus psychologischer Perspektive mit den typischen Konfliktkonstellationen auseinandergesetzt und seine Reaktion darauf professionell trainiert hat, kann den Vorteil tatsächlich nutzen.

Problemskizze:

1. Milieu-Bruch

In der Regel wird man im Personenschutz für Familien tätig, deren Mitglieder einer privilegierten Oberschicht entstammen, und – sozusagen von Hause aus – einen relativ hohen Erwartungshorizont aufgebaut haben.

2. Übertragung und Gegenübertragung

Wir werden regelmäßig damit konfrontiert, dass unbewusste und unerfüllte Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen der Schutzpersonen mit unseren eigenen Erwartungen und Phantasien darüber, was wir tun oder lassen sollten, eine innere Beziehung eingehen. Unter Stress und Bedrohung werden diese unbewussten Mechanismen besonders schnell aktiviert. Und gerade Personenschützer sind mitunter archaischen Sehnsüchten und Erwartungen ausgesetzt, denn Sicherheit und Geborgenheit stellen Urbedürfnisse dar, deren Befriedigung delegiert und mit starken Idealbildern verknüpft wird. Unterbewusst will man im Personenschützer eben auch den archetypischen Krieger und Heilsbringer erkennen!

3. Wechselnde soziale Kontexte

Von den zu schützenden Familienmitgliedern steht jeder für sich in wechselnden sozialen Umgebungen (Schule, Sportverein, Beruf) und wird dort zwangsläufig normativ beeinflusst. Das reflektiert selbstverständlich auch auf Rollenerwartungen an den Personenschützer. In einem Spannungsfeld derartig vielfältiger und komplizierter psychologischer und soziologischer Prozesse steigt die Wahrscheinlichkeit der Frustration für beide Seiten enorm.

Lösungsansätze:

1. Ein neues Curriculum

Der übliche lineare Ansatz, funktional und fachlich einwandfrei Schutzkonzepte in den Raum zu stellen und abzuwarten, was passiert, reicht nicht aus. Denn ein Problem, das keine Anomalie, sondern die notwendige Folge von Beziehungsgestaltung darstellt, wird nie von sich aus verschwinden. Deshalb braucht der Personenschützer, wie jeder Partner, der auf Zeit und intensiv in ein Familiensystem eintritt, spezifische Ressouren, weil er in eine ganze Reihe von emotionalen „Spielen“ hineingezogen werden kann: sei es zur Provokation der Eltern, als Adressat der erlebten Einschränkung der männlichen Schutzrolle oder als emotionales Objekt für Beschützerphantasien!

2. Psychologische „Hausaufgaben“erledigen

Rollenklärung, Selbstreflexion und ein bewusster Umgang mit den eigenen Bedürfnissen im Spannungsfeld von Nähe, Distanz, Stabilität und Wechsel. „In wiederkehrenden Workshops versuchen wir, bei unseren Mitarbeitern ein Sensorium für unausgesprochene Erwartungen, atmosphärische Störungen und andere Symptome versteckter Konflikte zu entwickeln. Man muss also bis zu einem gewissen Grad wieder ‚lernen zu fühlen‘. Mit dem Denken allein sind wir, wie ein Computer, festgelegt auf die Parameter 0 und 1. Damit kann man viel bewerkstelligen, aber eben nicht alles! Wir haben im Rahmen der Konfliktprävention und -moderation gute Erfahrungen mit ehrlichen und vertrauensvollen Dialogen zwischen Sicherheitsbegleiter und Schutzperson gemacht, in denen man sich als Mensch und nicht nur als Funktionsträger begegnet. Es ist legitim und wichtig, die rein sachliche Ebene bewusst zu verlassen, um informelle und emotionale Inhalte zu platzieren. Sowohl initiale Sensibilisierungsgespräche aber auch institutionalisierte Jours Fixes bieten gute Gelegenheiten, um zum gemeinsamen Erwartungsabgleich einzuladen und konfrontative Positionen abzubauen, denn diplomatische Schnörkeleien helfen in der Regel nicht weiter.

Fazit:

Je tiefer unser Verständnis für die relevanten psychologischen Zusammenhänge entwickelt ist, umso eher wird es uns gelingen, Schutzpersonen zu vermitteln, wo persönliche Grenzen liegen. Wer sich die entsprechenden Denk- und Handlungsräume eröffnet, versetzt sich damit in die Lage, auch schwierige Schutzaufträge zielführend zu steuern. Vor diesem Hintergrund muss die psychologische Aus- und Fortbildung von Personenschützern breiter aufgestellt werden. Es ist völlig unverständlich, warum Coaching und Supervision als anerkannte Methoden der Personal- und Persönlichkeitsentwicklung im Leistungssport längst etabliert sind, im professionellen Personenschutz aber kaum oder nur restriktiv eingesetzt werden.

Quellenhinweis: Security Insight, Ausgabe 02/2014, S. 54 ff., https://prosecurity.de/security-insight

Analyse | Konzeption | Umsetzung

Drei Dimensionen – ein Ziel

Praxis ist gut – Best Practice ist besser

Sicherheitsbegleitung stellt nur einen kleinen, sichtbaren Teil der Facetten und Möglichkeiten im Personenschutz dar. Aber selbst für den Fachexperten reicht es nicht aus, bewährte präventive und reaktive Maßnahmen zu kennen.

Auf dem Weg von der wissenschaftlichen Risikoanalyse über die Konzeptentwicklung bis zu einer gelungenen Implementierung sind auch strategische und operative Beratungskompetenzen erforderlich.

Protection 3D

Management

Fachlich getrieben und stark fokussiert

Transparenz schafft Vertrauen

Die Anforderungen und Erwartungen an einen professionellen Personenschutz nehmen ständig zu. Wir haben uns nicht nur mit entsprechenden Entwicklungen und Trends beschäftigt, sondern Erkenntnisse auch perspektivisch und visionär umgesetzt.

Unser Ansatz basiert auf der Idee, dass echte Sicherheitsmehrwerte nur dort entstehen, wo sich wissenschaftliche Analyse, Beraterkompetenz und praktische Erfahrungen aus verschiedenen Sicherheitswelten verbinden.

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Zögern Sie also nicht, uns genau zu fragen und zu hinterfragen. Wenn die Zeit bleibt, vergleichen Sie und hören Sie am Ende auch auf Ihre innere Stimme. Unter Umständen kann das ein Leben retten.

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